Zunächst ein Auszug aus dem Booklet der CD
Weiter unten Hörproben aus der CD
Blues & Boogie-Pianist
Das Jahr 2015 markiert mein fünfundzwanzigjähriges Jubiläum als professioneller Blues- & Boogie Woogie-Pianist; ein Beruf den ich mit Leidenschaft ausübe! Aber etwas in mir treibt mich ständig dazu, Neuland zu beschreiten, Neuartiges auszuprobieren, musikalische Experimente zu machen und ungewöhnliche „connections” zu suchen – und hoffentlich zu finden. Und immer wieder kehre ich auch gerne zum Blues zurück.
Experimente mit 'freier' Musik
Vor mehr als zehn Jahren habe ich angefangen, experimentelle Wege zu beschreiten und versucht, stilistisch vollkommen „frei” zu improvisieren. Das hieß für mich ganz konkret: kein vorgefasstes (Harmonie-) Schema, kein fixer Takt und Ähnliches... Als Vorbilder hatte ich Aufnahmen im Kopf von John Coltrane (in seinen letzten Jahren) oder auch Cecil Taylor – allerdings auch nicht zwingend ständig schräg und „mutwillig” atonal. Phänomenal war für mich selbst die Tatsache, dass dabei nie Blues herauskam, obwohl ich schon seit Jahren Profi auf diesem Gebiet war und ein paar tausend einschlägige Konzerte gespielt hatte. Immer klang es für meine Ohren nach (zeitgenössischer) Klassik; schließlich kam ich dahinter, dass genau hier meine wirklichen persönlichen Wurzeln lagen. Auch meine Eltern liebten (lieben) klassische Musik im weitesten Sinne und insofern spielte sie in meiner Kindheit zuhause permanent bereits eine große Rolle.
Im Laufe meiner Laufbahn als Pianist gab es etliche Phasen, in denen ich mich intensiv mit dem Jazz befasste, auch mit Klassik (mit J. S. Bach oder Arvo Pärt, Erik Satie oder Philip Glass etc.) sowie mit elektronischer Musik und klassischer Musik aus Indien. Auch an die „klassische” Pfeifenorgel wagte ich mich hin und wieder...
Und immer wieder aber fand ich doch auch wieder zum Blues zurück und konnte in meine Stücke und Konzertprogramme die vielfältigen inspirierenden musikalischen Erlebnisse der Vergangenheit kreativ einfließen lassen.
Der Weg zur Pfeifenorgel
Die Initialzündung für die Idee, auf der klassischen Orgel zu improvisieren, kam durch den Kontakt mit mehreren befreundeten Musikerkollegen, die „freie Improvisation” studiert hatten und mit denen zusammen ich immer wieder Konzerte gab. Relativ schnell (eigentlich innerhalbvon drei Tagen) begann ich, öffentlich auf der Orgel zu spielen und habe inzwischen etliche Konzerte einigermaßen erfolgreich hinter mich gebracht – mit zunehmendem Spaß!
All die genannten Einflüsse finden sich nun heute in meiner recht persönlichen Art die Orgel zu behandeln wieder. Es ist nicht mein Ziel einen bestimmten Stil zu kopieren.
Was ich mache, basiert im Grunde darauf, wie ich die Orgel ganz individuell begreife und selbst gerne höre – nicht mehr und nicht weniger.
Bei meinen Konzerten gebe ich dem Publikum vorab gerne zu bedenken:
„Ein festes Programm für den heutigen Konzertabend gibt es nicht. Ich bitte Sie ganz herzlich zu versuchen, sich auf die Klänge und Klangeffekte, welche die Orgel und ich gemeinschaftlich produzieren werden, so vorbehaltlos wie möglich einzulassen... – versuchen Sie es!
Es gibt Musik zwischen Blues, Jazz, Klassik und freier Improvisation. Die Tasten und Pedale werden nicht nur benutzt, um Töne zu erzeugen, sondern auch für Effektketten oder perkussive Töne, die reiner Rhythmus sind.
Nicht das kompositorische Element steht hier im Vordergrund, sondern freigewordene, weil freigelassene, Energie, Klangflächen und experimentelle Klänge mit und ohne (zwingenden) Zusammenhang.”
Zwischen meditativ und ekstatisch ist alles drin. Sie dürfen sich gefangen nehmen, berühren und fesseln lassen...”
Die Romantische Orgel im Verdener Dom
Eine besondere Erwähnung verdient hier noch die große romantische Orgel im Verdener Dom. Ich bin unendlich dankbar, dass ich sie auf dieser CD einspielen durfte. Sie fasziniert und inspiriert mich stets aufs Neue zu ungeahnten musikalischen Taten. Bei den Aufnahmesessions beschlich mich häufig das Gefühl, dass am Ende nicht ich (alleine) gespielt hätte... Dieses klangschöne deutsch-romantische Instrument aus dem vorvergangenen Jahrhundert beflügelte mich. Man erlebt wie in einem Blindflug Dinge, die man sonst nie für möglich gehalten hätte. An manchen Stellen der Aufnahme hört man leise im Hintergrund Vogelrufe, fast so, als sei Olivier Messiaens Geist dabei gewesen... – so bin ich froh, dass sie eben da sind.
Henning Pertiet
Hier können Sie Stücke der CD probehören.
Insgesamt sind 72 Minuten reine Spielzeit (Musik) auf der CD enthalten.